Ein Testspiel ist ein Testspiel ist ein Testspiel. Das ist mir völlig klar. Und mir ist auch völlig klar, dass Werder Bremen, der gestrige Testspiel-Gegner, noch mitten in der Vorbereitung steckt, während der RB Leipzig bereits den ersten Spieltag hinter sich gebracht hat.
Trotzdem muss man einfach mal festhalten, dass ein Aufsteiger in die Dritte Liga einen großen Verein der ersten Bundesliga geschlagen hat. Man muss das einfach mal anerkennen. Und da passt auch nicht, dass es da immernoch Leute gibt, die hauptsächlich Red Bull sehen und damit jedes Haar in der Suppe RB Leipzig identifizieren. Tut mir leid, aber das ist etwas sehr kleinkariert.
In einem Testspiel werden oft genug Spieler eingesetzt, die sonst recht selten zum Zug kommen. Aber man muss feststellen, dass Robin Dutt, Trainer von Werder Bremen, das nicht so gemacht hat. Er hat durchaus klangvolle Namen aufgeboten, wie z.B. Marko Arnautovic oder Aaron Hunt etc. Im Vergleich dazu traten beim RB Leipzig eben auch Timo Röttger oder Niklas Hoheneder in Erscheinung. Also nominell wurde schon einmal nicht gegeizt.
Bei absolutem Kaiserwetter in der Red Bull Arena Leipzig lieferten sich beide Mannschaften – so liest man es übereinstimmend – ein Spiel auf Augenhöhe. Das mag daran liegen, weil bei Werder eben noch keine 100% wieder greifbar waren. Aber es lag vielleicht auch an der individuellen Klasse der Leipziger Spieler. Was meinen Sie?
Das Spiel lief fair ab und endete 2:1 für den Underdog aus Leipzig. Ich schreibe bewusst Underdog, denn RB Leipzig ist ein Aufsteiger in eine Klasse zwei Etagen unterhalb der Bundesliga, in der Werder spielt. Alles andere als die Bezeichnung Underdog wäre ein Witz.
Allenthalben stellt man fest, dass RB Leipzig für die Saison allerbestens eingestellt ist, und dass bei Werder Bremen noch Arbeit zu tun ist. Das war aber den meisten schon vor dem Spiel klar. Jedenfalls erlebten die knapp 9000 Zuschauer ein ansehnliches Spiel mit einem nur teilweise vorhersehbaren Ergebnis.
Wenn ich mir dann danach so den einen oder anderen Kommentar ansehe, geht die Bandbreite von “Klasse Spiel, RB Leipzig” über “So muss es weitergehen” bis hin zu “Naja, ist halt ein Test“. Irgendwo anders in Deutschland schrie man bis vor kurzem noch “Ihr macht unseren Fußball kaputt” und “<Ort selbst einsetzen> sagt NEIN zum Kunstprodukt“. Aber diese Rufe werden immer kleiner. Nun heißt es “Ich finde diese Art Fußball nicht gut” und ähnliches.
Moment mal: “Unseren Fußball”? Haben Fans von <Verein selbst einsetzen> etwa das Eigentum auf das Produkt Fußball erworben? Zahlen Sky, die DFL, der DFB oder die öffentlich-rechtlichen Anstalten jetzt an die Fanclubs? Fußball ist nun einmal ein Produkt. Und die Produktion dieses kostet Geld. Man investiert in Stadien, in Spieler, in Funktionäre etc. Insofern ist der Fußball an sich ein Kunstprodukt.
Und was heißt “diese Art Fußball”? Die Leipziger Art, Fußball zu spielen heißt, attraktives Spiel mit Chancenverwertung. Und die ist nicht gut? Ist “Rasenschach” denn besser? Ich meine, ich weiß, worauf so eine Bemerkung abzielt. “Kommerzverein” heißt es zwischen den Zeilen. Aber mal ehrlich, sind Borussia Dortmund, Bayern München, Schalke 04 etc. nicht auch Kommerzvereine? Und wohin hat es Traditionsvereine wie Allemania Aachen, MSV Duisburg, Lok Leipzig, FC Sachsen Leipzig etc. geführt?
Dann lieber mit finanzieller Unterstützung dafür sorgen, dass Fußball für jeden attraktiv bleibt und man es sich dann auch leisten kann. Denkt denn wirklich jemand, dass Vereine wie Manchester City, Manchester United, Chelsea FC, FC Barcelona oder Paris St. Germain so einen Haufen Stars hätte, wenn da keine Firmen mit einsteigen? Ich denke da an Abramovich und Co. Was ist verwerflich daran, dass RB Leipzig von Red Bull gefördert wird? Wenn der Verein erstklassig ist und seine Tradition dann hat, stört das dann niemanden mehr.
Dass solche Kommentare immer wieder kommen, wenn man RB Leipzig nach einem gelungenen Spiel lobt, wird nicht ausbleiben. Klar wird aber auch sein, dass der Verein von den Leipzigern getragen wird, dass die Spieler guten Fußball bieten und es sich um einen Verein mit Zukunft handelt, auch wenn irgendwann man Red Bull aussteigen sollte. Genießen wir also solche Momente wie gestern Abend gegen Bremen oder am vergangenen Wochenende gegen Halle.
Wer es übrigens ausführlich nachlesen will, wie das Spiel gestern ablief, der sollte ruhig mal beim Rotebrauseblogger vorbeischauen. Der hat es wieder aufbereitet.