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Zwischen Konsolidierung und Demut – Wie weiter bei Lok Leipzig?

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Der aktuelle Nachrichten-Feed von Henning Uhle - Beobachtungen von der Fensterbank und Anleitungen für Leute

Eigentlich ist Lok Leipzig am Ende. Finanziell konnte der Verein gerade noch einmal den Kopf aus der Schlinge ziehen. Aber sportlich wird wohl alles zu spät sein. Damit wird mit der Tradition der letzten 20, 25 Jahre gebrochen, denn es kommt derzeit weder zu Pleiten noch zu Klassenerhalten.

Nun war Mitgliedersammlung beim gefühlten Traditionsclub. Da ich ja mit dem Verein mehr oder weniger aufgewachsen bin, schielt man ja doch darauf, wie es weitergeht. Irgendwie will man nicht glauben, dass es nicht weiter vorwärts geht. Was ist nun beim Club passiert?

Die Geschichte des Vereins ist verbunden mit Umbenennungen und Umzügen. Sie ist auch geprägt in den letzten 25 Jahren durch einen grandiosen Absturz und eine Neugründung. Außerdem liegt über dem Verein nach wie vor der Charme der Unfähigkeit und des Hortes für gewaltbereite Fans.

Lok-Fans waren immer sehr enthusiastisch. Und gerade nach dem Absturz über die Jahre von der Bundesliga bis in die 11. Klasse hat man sich auch Randalierer an Land gezogen. Natürlich berichten die Medien immer wieder über diese Leute, die nicht einmal ansatzweise als Fans bezeichnet werden können. Den Enthusiasmus will sich der Verein erhalten, den Beigeschmack des Chaoten-Clubs will man loswerden. Und man ist gar nicht so unerfolgreich damit.

Aber man hat eben auch immer wieder mit vereinsinternen Querelen zu tun. Im Vorstand war man sich lange Zeit nicht einig, was bei einer Organisation wie einem Unternehmen oder einem Verein durchaus auch Geld kostet. Und irgendwie war in dieser Saison immer wieder die Rede davon, dass man direkt auf eine erneute Pleite zusteuert. Durch Spenden von Fans konnte man das wohl gerade noch so abwenden. Aber sportlich ist man dabei auf dem vorletzten Platz der Regionalliga Nordost gelandet und wird wohl in die NOFV-Oberliga Staffel Süd absteigen.

Irgendwie muss man sich aber ein Herz gefasst haben und bekundet haben: So geht es nicht weiter. Man schaut immer wieder argwöhnisch auf die aktuelle Nummer 1 in Leipzig, den RB Leipzig. Durch klares Management und natürlich durch das Geld von Red Bull hat man ein relativ ruhiges Vereinsleben. Mich würde es nicht wundern, wenn bei Lok Leipzig auch so eine Ruhe einkehren soll. Denn wenn kein oder zumindest wenig Chaos im Verein herrscht, kann man auch unbeschwerter arbeiten.

Der Verein will sich konsolidieren. Den Kurs dafür haben sie im Laufe der Saison eingeschlagen. Man versucht es zumindest und flickt nicht immer weider an einem Lumpen herum. Diesen Kurs hat die aktuelle Vereinsführung im Laufe der Saison eingeschlagen. Und das soll so beibehalten werden. Vereinsführung und Konsolidierungskurs wurden auf der Mitgliederversammlung mit ganz breiter Mehrheit unter den Wahlberechtigten bestätigt.

Da die abgelaufene Saison von vornherein eine gebrauchte Spielzeit war, hat man praktisch die komplette Rückrunde der Regionalliga zweigleisig gearbeitet. Denn es stand außer Frage, dass ein Abstieg ein sehr wahrscheinliches Szenario ist. Das ist die neue Demut des Clubs. Man gibt nicht mehr vor, der größte und beste Verein der Welt zu sein. Sondern man hat realisiert, dass die Möglichkeiten begrenzt sind.

Sie sind deshalb begrenzt, weil man eben sportliches Weiterkommen auch finanzieren muss. Und bei einer völlig unklaren Situation im Verein und im Umfeld lockt man nicht eben das Geld an. Jetzt hofft man zunächst, dass sich die vorbildliche Arbeit des Vermarkters auszahlt und sich neben einem ersten Sponsor auch bald ein Brustsponsor für die Trikots findet. Und man hofft, dass man dann in der kommenden Saison in Ruhe des Konsolidierungskurs fortsetzen kann und sich bei laufendem Betrieb neu ausrichten kann. Das ist so eine Erkenntnis, die beim anderen großen sächsischen Traditionsclub, der SG Dynamo Dresden, der Nachrichtenlage zufolge noch fehlt.

Nachdem man in Leipzig-Probstheida jahrelang mehr oder weniger gewurschtelt hat, scheint seit reichlich einem Jahr Vernunft eingekehrt zu sein. Man ist jetzt sogar soweit, dass man sich potentiellen Investoren öffnen möchte. Das hätte man vor einigen Jahren schon haben können, als Red Bull bereits investieren wollte. Nur wollte man sich nie verbiegen und hatte auf eine Tradition gepocht, die an sich keine mehr war, denn 2003 wurde der Verein neu gegründet. Hätte man damals mit Red Bull den Versuch unternommen, einen sauberen Kompromiss zu erarbeiten, es hätte so manches fragwürdige bei Lok nicht gegeben.

Nun konsolidiert man demütig. Das wird mit den begrenzten Mitteln in der Oberliga nicht einfacher. Aber mit einem recht sinnvoll arbeitenden Vorstand rund um Heiko Spauke bin ich guter Hoffnung, dass auch so ein Kraftakt funktionieren kann. Die Störfeuer, die immer wieder gezündet werden, die muss man in den Griff bekommen. Es ist denkbar, dass das ein wichtiger Schlüssel bei dem Plan ist.

Drei Vorhaben hat man für die kommende Zeit festgelegt: Man will das Bruno-Plache-Stadion vom Insolvenzverwalter des Vorgängervereins VfB Leipzig zurückkaufen. Man will die Rechte über das Vereinslogo zurückholen. Und man will auf soliden Füßen wieder sportlich erfolgreich sein. Und damit sollte man als langfristiges Ziel meiner Meinung nach ausgeben, sich als Nummer 2 in Leipzig hinter RB Leipzig zu etablieren und den Abstand zum Eliteverein zu reduzieren.

Lok Leipzig gehört zum Leipziger Fußball wie das Völkerschlachtdenkmal zur Stadt. So schlimm es um den Verein auch steht, man hat jetzt die Chance, Lok Leipzig zukunftsfähig zu gestalten. Aus diesem Grund haben die Vereinsgremien die “Renaissance des 1. FC Lok Leipzig” ausgerufen. Demütig, aber mit einem klaren Ziel vor Augen. Und das gilt es zu begrüßen. Mit solider Arbeit, die die richtigen Personen aufgenommen haben, ist der Verein auf jeden Fall dazu in der Lage, sich eine neue Zukunft aufzubauen. Alles andere wäre auch sehr schade.


Copyright © 2009 - 2013 Henning Uhle

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Der Artikel Zwischen Konsolidierung und Demut – Wie weiter bei Lok Leipzig? erschien zuerst hier: Henning Uhle.

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