Der aktuelle Nachrichten-Feed von Henning Uhle - Beobachtungen von der Fensterbank und Anleitungen für Leute
Es würde zu einem Nichtangriffspakt kommen, hieß es im Vorfeld. Wir werden eine Wiederholung der “Schande von Gijon” erleben, haben viele befürchtet. Gestern kam es zum Abschlusspiel der Gruppenphase zwischen Deutschland und den USA. Nichtangriffspakt deshalb, weil es das Spiel der engen Freunde Jürgen Klinsmann gegen Joachim Löw war. Man hatte befürchtet, dass keine Mannschaft ernste Anstrengungen unternehmen würde, da beide durch ein Remis sicher weiter wären. Haben sie gesagt.
Es hatte wohl stundenlang in Recife wie aus Eimern geschüttet. Straßen waren überflutet, Zuschauer kamen durch das Chaos nicht voran. Und viele hatten die Befürchtung, dass das Spiel Deutschland gegen die USA gar nicht erst angepfiffen wird. Nach eingehender Platzprüfung kam es dann aber doch zu dem Spiel. Aber es regnete auch während des Spiels unaufhörlich weiter.
Das musste wohl das Fußballspielen nicht unbedingt einfacher gemacht haben. Ich würde nicht von einem Nichtangriffspakt reden wollen. Aber man hat gemerkt, dass kein Vollgas ging. Offenbar war der Boden zu schwer, weil er so nass war. Das musste sicherlich auch den Ball langsam gemacht haben. Jedenfalls war das Spiel alles andere als ein Spektakel wie das spannende Spiel gegen Ghana.
Interessant war, dass die DFB-Elf das Spiel dominierte und Tiki-Taka-ähnlich den Ball kreiseln ließ. Man besaß den Ball. Aber das war es dann schon. Von den Amerikanern kam nicht allzu viel. Wohl, weil sie nicht oft genug am Ball waren. Die DFB-Elf spielte sich hier und da Chancen heraus. Aber es waren eben nur Chancen. Zwischendurch, etwa ab der Hälfte der ersten Halbzeit bis zur Pause, fand ich das Spiel relativ langweilig. Ich hatte Sorge, munter zu bleiben. Es war imposant, wie dominant die Deutschen aufgetreten sind. Aber zählbares kam nicht zustande.
Der eher glücklose Lukas Podolski wurde zur Halbzeit durch Miroslav Klose ersetzt. Und ein paar Minuten später fuhren die Deutschen eine Angriffswelle. Diese resultierte in einem Eckstoß, der über Umwegen vor die Füße von Thomas Müller fiel, der dann von außerhalb des Strafraums diagonal ins Eck des USA-Tors schoss. Und die Deutschen dominierten weiterhin das Spiel.
Ich glaube, die zentrale Figur des Spiels war mit weitem Abstand der erstmals von Beginn an spielende Bastian Schweinsteiger. Er war der Regisseur, er war der Organisator, er gab dem deutschen Spiel die überaus notwendige Stabilität. Im Vergleich zu Spielen, in denen er nur eingewechselt wurde, sah man diesem Spiel die Ruhe und Selbstsicherheit praktisch an.
Womit die Löw-Elf aber nicht gerechnet hatte, war das messerscharfe Zustechen der USA. Die US-Boys – von den Medien gern “Klinsmänner” genannt – hatten insbesondere in der Nachspielzeit in den dann ausgebrochenen Wasserspielen von Recife den Ausgleich auf dem Fuße. Maßgeblich für die insgesamt doch ganz ordentliche Leistung der Mannschaft unter dem Star Spangled Banner waren Fabian Johnson und Jermaine Jones. Die deutsche Abwehr hatte immer wieder größte Mühe, die beiden unter Kontrolle zu halten. Und so verwunderte es nicht sonderlich, dass ausgerechnet der weltbeste Verteidiger, Philipp Lahm im Mittelfeld, als Feuerwehr einspringen musste, als kurz vor Schluss Bedoya völlig frei einschießen konnte.
Alles in allem war es das erwartete knappe Ergebnis. Ich hatte persönlich aber auf ein 2:1 oder 3:2 getippt. Aber dazu waren die Mannschaften etwas zu träge und der Platz zu schwer. Unterm Strich geht der Sieg für Deutschland in Ordnung, weil die DFB-Elf mehr investiert hatte. Und einen Nichtangriffspakt habe ich nicht ausmachen können. Dazu ist einfach auch ein bisschen viel passiert.
Eine nette Ankündigung haben übrigens algerische Fans geleistet. Wie es das Schicksal so will, spielt Deutschland im Achtelfinale gegen Algerien. Und Algerien hat noch eine Rechnung mit Deutschland offen. Denn durch die “Schande von Gijon” zur Fußball-Weltmeisterschaft 1982, als Deutschland und Österreich sich gegenseitig nicht angriffen, schied Algerien in der Vorrunde aus. Die Ankündigung lautete, dass man lange auf Deutschland gewartet habe und sich darauf freue.
Algerien ist kein echter Gegner für die DFB-Elf? Da wäre ich mir nicht so sicher. Die Männer rund um Slimani kommen immer wieder überfallartig zu größten Chancen. Nicht umsonst sind sie weiter mit im Turnier, der Gruppengegner Russland aber nicht. Also würde ich nicht unbedingt von einem leichten Gegner reden.
Jetzt darf man sich erstmal über das Erreichen der Finalrunden freuen. Alles weitere wird man sehen.
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Der Artikel FIFA Worldcup 2014 – Deutschland gegen die USA erschien zuerst hier: Henning Uhle.