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FIFA Worldcup 2014 – Deutschland gegen Argentinien

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Der aktuelle Nachrichten-Feed von Henning Uhle - Beobachtungen von der Fensterbank und Anleitungen für Leute

Meine Nacht war kurz. Und ich glaube, halb Deutschland wird sich immernoch im Jubeltaumel befinden. Nach 24 Jahren hat es wieder ein Team des Deutschen Fußball-Bundes geschafft, Weltmeister zu werden. Es war der unfassbare Schlusspunkt einer sehr mitreißenden Weltmeisterschaft in Brasilien.

Ich schreibe einfach mal meine Gedanken runter. Wie während der gesamten WM wird dies kein Spielbericht, denn dafür gibt es unzählige Quellen. Das steht mir auch nicht zu. Denn das können andere einfach mal besser.

Im Vorfeld des Spiels gegen die “Gauchos” aus Südamerika wurde tagelang davon getönt, dass ein ähnlich hohes Ergebnis wie gegen Brasilien möglich wäre. Nein, das war für mich kein Gedanke. Ich war der Meinung, dass es nur ein knappes Ergebnis werden kann. Ein Tor Unterschied, vielleicht nur ein 1:0, vielleicht sogar erst in der Verlängerung. Tja, und genauso ist es dann am Ende gekommen, wie Sie ja alle wissen.

Aber was war das für ein Spiel! Man kann nicht unbedingt sagen, dass die deutsche Mannschaft besser war als die Argentinier. Hier standen sich gestern zwei gleich starke Gegner gegenüber. Größter Unterschied war in meinen Augen, dass die himmelblau-weißen Spieler mehrere unfassbar gute Einzelspieler mit Higuain, Messi und Mascherano haben und die weißen Weltmeister eine eingeschworene Truppe. Und ich würde sagen, dass genau dieser Fakt zum Weltmeister führte.

Und wie sie spielten, die Löw-Jungs! Jeder gab alles. Das änderte sich auch nicht, als Sami Khedira noch vor Anpfiff aufgeben musste und sein Ersatz Christoph Kramer nach einer halben Stunde benommen ausgewechselt werden musste. Das änderte sich nicht nach unfassbar vielen Fouls gegen einen überragenden Bastian Schweinsteiger. Und niemand nahm den kurzen Blackout von Toni Kroos übel, als er den Ball an die Hintermannschaft zurückgeben wollte und dummerweise direkt in den Lauf von Higuain köpfte. Denn es war wieder einmal Manuel Neuer, der sich gefühlt baumhoch vor dem Argentinier aufbaute und die Chance vereitelte.

Eigentlich gab es wenige Schwachstellen im Spiel der Deutschen. Sensationell war in meinen Augen, dass jeder, absolut jeder im Spiel involviert war. Auch die Ersatzbank, auch die Betreuer, auch die mitgereisten Fans. Das war eine fantastische Gesamtleistung. Die “Spezialkräfte” wurden zu Antreibern, zu Wasserspendern, zu Schiedsrichtern. So einen Zusammenhalt innerhalb einer deutschen Nationalmannschaft habe ich noch nicht gesehen, so lang ich wachen Verstandes Weltmeisterschaften verfolge.

Ich hatte während des Spiels das Gefühl, als ob jeder der deutschen Spieler weit oberhalb der eigenen 100% spielt. Klar, wann erlebt man denn schon mal ein Finale einer Fußball-WM. So war es dann eben nachvollziehbar, dass ein völlig entkräfteter, schwer angeschlagener Bastian Schweinsteiger, obwohl stehend KO, immer weiter machte. Oder dass der kleine Mario Götze gefühlt doppelt so groß wurde, um das erlösende Tor zu schießen. Oder dass Manuel Neuer wieder und wieder über sich hinaus wuchs. Oder Jerome Boateng das Spiel seines Lebens machte, wie auch Benedikt Höwedes.

Wie gesagt, es gab eigentlich keine Schwachstellen. Vielleicht der eine oder andere grobe Schnitzer, wie die katastrophale Rückgabe von Toni Kroos. Aber das war es dann auch schon. Und auch Argentinien war stark. Hatte man während der gesamten WM das Gefühl, sie würden ausschließlich nur so viel tun wie nötig, so gingen die “Gauchos” im altehrwürdigen Estadio do Maracaná ab wie die Feuerwehr. Letztendlich kann man ihnen nur vorwerfen, vor Manuel Neuer nicht mit letzter Konsequenz agiert zu haben. Aber das ist eben auch das Verdienst des Keepers, der wieder und wieder eine unglaubliche Präsenz gezeigt hatte.

Joachim Löw hatte seine Philosophie. Die hieß Geschlossenheit. Niemand war nur zweite Wahl. So wurde eben auch ter Stegen als dritter Torwart ein verdienter Weltmeister, auch Durm hat sich die Medaille verdient. Und so kann man aufzählen, wen man will. Und für den “Opa” Miroslav Klose war es die Krönung einer unglaublichen Nationalmannschafts-Karriere. Und soweit ich das mitbekommen habe, hat das Rätselraten um die Zukunft von Joachim Löw bereits ein Ende, denn er und sein grandioses Team, bei dem ein Zahnrad passgenau ins nächste greift, die machen weiter.

Deutschland im Siegestaumel. Man ist stolz, das “Deutschlandlied” zu singen. Man ist stolz, die Farben Schwarz, Rot und Gold umherzuschleppen. Das hat nichts mit rechtsnationalistischem Gedankengut zu tun. ARD-Kommentator Tom Bartels sagte es gestern: Der Weltmeister-Titel wurde nicht “nur” von den 23 Männern in Brasilien erarbeitet, sondern eben auch von den Vereinen, von den Leistungszentren, von den Angehörigen, von den Betreuern. Und ohne das Wissen um die Unterstützung im eigenen Land wäre das DFB-Team auch lange nicht so sehr mit breiter Brust unterwegs gewesen. Nun zu sagen, dass das ein “Nazi-Sieg” war, wie ich nebenbei über Twitter mitbekam, ist einfach nur schändlich. Ebenso schändlich ist es aber auch, mit schräg nach oben ausgestreckter rechter Hand durch die Straßen zu marschieren und “Sieg Heil” zu brüllen.

Es war eine überzeugende Weltmeisterschaft der Mannschaft um den besten Feldspieler Deutschlands, Bastian Schweinsteiger. Die geschundenen Knochen dürfen nun ruhen. Es war die in sich am besten funktionierende Mannschaft, die “das Ding” am Ende gewonnen hat. Und das sollte das Team genießen. Und Deutschland darf sich ruhig einmal freuen. Wenigstens einmal darf man Gegrummel, Geschimpfe, Miesmacherei und all das herunterschlucken. Freut euch, und dann macht Urlaub. Und dankt den Männern, die morgen aus Brasilien wiederkommen, dass man in Deutschland endlich mal ausgelassen sein darf.


Copyright © 2009 - 2013 Henning Uhle

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Der Artikel FIFA Worldcup 2014 – Deutschland gegen Argentinien erschien zuerst hier: Henning Uhle.

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